03.02.2020

Was bringt ein selektiver Rollout? – Potenzial von Smart-Meter-Daten für Verteilnetzbetreiber

Beitrag in der et – Energiewirtschaftliche Tagesfragen im Dezember 2019

Die Digitalisierung erhält Einzug in die Energiewirtschaft. Intelligente Messsysteme (iMSys) bieten die Möglichkeit, die Genauigkeit von Lastberechnungen an den Trafostationen zu verbessern. In diesem Beitrag, der in der Fachzeitschrift et- Energiewirtschaftliche Tagesfragen erschienen ist, wird untersucht, ob innovative iMSys-basierte Lastberechnungen eine höhere Genauigkeit aufweisen als herkömmliche Standardlastprofil-Verfahren (SLP-Verfahren).

Im Rahmen der Energiewende mit einem verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien ist Engpassmanagement ein viel diskutiertes Thema. Engpassmanagement bezeichnet Maßnahmen zur Behebung und Vermeidung von Netzengpässen, durchgeführt von Netzbetreibern. In C/sells – eines der SINTEG-Projekte des BMWi – wird nach Möglichkeiten eines marktbasierten Engpassmanagements für die Nieder- und Mittelspannungsebene gesucht. Hierfür sind vor allem kleinteilige, verbraucherseitige Flexibilitäten im Sektor Private Haushalte, wie Wärmepumpen und Elektrogeräte, im Fokus.

Voraussetzung zur Flexibilitätserschließung sind genaue Kenntnisse über den Strombezug. Dies wird mit dem Rollout intelligenter Messsysteme (iMSys) möglich. Allerdings vollzieht sich der Rollout in Deutschland sehr langsam, sodass es lange Zeit in einem Netzgebiet nur einige wenige Haushalte mit einem iMSys geben wird. Die Pläne sehen vor, dass erst 2032 95 % aller Pflicht‑Messstellen (Letztverbraucher mit einem Jahresstromverbrauch von über 6.000 kWh bzw. mit Nutzung von § 14a EnWG und Erzeugungs-Anlagenbetreiber von erneuerbaren Energien oder KWK mit einer installierten Leistung über 7 kW) mit iMSys ausgestattet werden.

Aus diesem Grund werden in diesem Artikel Möglichkeiten untersucht, Stromverbräuche der Niederspannungsebene auf die Trafostationen zu aggregieren, um für Berechnungen auf der Mittelspannungsebene die Lastsituation abbilden zu können. Hierbei wird analysiert, inwieweit durch Lasthochrechnungen (LHR) von einer bestimmten Anzahl von Einzellastgängen in einem Strang der Summenlastgang des Strangs abgeleitet werden kann und inwieweit die Ergebnisse die Genauigkeit des herkömmlichen Standardlastprofil-Verfahrens (SLP-Verfahren) übertreffen.

Abbildung: Symbolische Darstellung von Lasthochrechnungen