14.12.2020

Geschäftsmodelle an der FfE: Wissenschaft mit Praxisbezug

Relevanz von Geschäftsmodellen in der technischen Forschung

In vielen der Themengebiete, in denen die FfE wissenschaftlich aktiv ist, stehen einzelne oder Kombinationen verschiedener Schlüsseltechnologien im Zentrum der Untersuchungen. Die Erforschung der technischen Realisierbarkeit und der volkswirtschaftlich optimalen Integration solcher Technologien in das Energiesystem stellt dabei meist den Grundpfeiler der wissenschaftlichen Analysen dar. Dieser zutiefst technisch geprägte Ansatz ermöglicht eine objektive Bewertung bezüglich des optimalen Einsatzbereichs und der technischen Umsetzung innovativer Technologien.

Häufig scheitern Innovationen jedoch nicht an der technischen, sondern an der praktischen Umsetzbarkeit. Einflussfaktoren wie Marktverhältnisse, Kundenbedürfnisse, regulatorische Rahmenbedingungen oder produktionstechnische Skalierbarkeit bestimmen im größerem Maße über Erfolg oder Misserfolg einer Geschäftsidee. Auch wenn eine Technologie hocheffizient und systemisch optimal ist, muss sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht noch lange nicht sinnvoll sein.

Für eine realitätsnahe, praxisbezogene Forschung ist es unabdingbar, neben der rein technisch-systemischen Sicht auch unternehmerische Aspekte in die Untersuchungen innovativer Schlüsseltechnologien mit einfließen zu lassen. Aus diesem Grund wird die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Themengebiet der Geschäftsmodelle an der FfE als integraler Bestandteil der Forschungsarbeit betrachtet. Dabei können Geschäftsmodelle aufbauend auf einem tiefen technischen Verständnis der zugrundeliegenden Technologie passgenau entwickelt, analysiert und/ oder bewertet werden.

Bausteine zur methodische Geschäftsmodell-Analyse

Die Expertise der FfE lässt sich in die vier Fachbereiche Use-Case-Aufbereitung, Geschäftsmodell-Entwicklung, Wirtschaftlichkeitsanalyse und Geschäftsmodell-Bewertung unterteilen. Je nach Anforderungen und Forschungsfokus kann entweder der gesamte Prozess – ausgehend von den technischen Voraussetzungen der Technologie – durchlaufen oder aber ein einzelner Fachbereich individuell betrachtet werden. Wie in der untenstehenden Abbildung veranschaulicht wird, stehen je Fachgebiet unterschiedliche Tools als methodische Hilfsmittel zur Verfügung.

Ausgehend von der grundlegenden Innovation lassen sich potenziell relevante Anwendungsfälle (Use Cases) durch die FfE-Use-Case-Methodik aufbereiten. Das Resultat der Methodik sind eindeutig definierte Use Cases, die durch verschiedenste Modelle dargestellt werden. Zur konkreten Entwicklung von Geschäftsmodellen werden die in diesem Bereich erprobten Modelle (Value Proposition Model, Geschäftsmodell-Muster, Business-Model-Canvas) verwendet. Die Tools können je nach Technologie, Use Case und Ziel der Geschäftsmodell-Entwicklung auf unterschiedliche Weise kombiniert werden. Auf Basis der vielfältigen Modelllandschaft der FfE besteht zudem die Möglichkeit, aufbereitete Geschäftsmodelle mit ökonomischen Werten zu hinterlegen. Um einen wirtschaftlichen Rahmen zu definieren, in dem sich das Geschäftsmodell realistischerweise befinden wird, können auf Simulationsergebnissen aufbauende Erlös- und Kostenabschätzungen getätigt werden. Schließlich umschließt das Portfolio der FfE auch die Bewertung von Geschäftsmodellen. Der FfE-Bewertungsleitfaden, der die im energiewirtschaftlichen Kontext relevantesten Bewertungskriterien umfasst, kann dabei individuell an den relevanten Wirtschaftsbereich ausgerichtet werden.

Abbildung: Analysemöglichkeiten im Bereich Geschäftsmodelle an der FfE

Kontinuierliche Weiterentwicklung durch Anwendung in Projekten

Die Themengebiete, in denen Geschäftsmodelle an der FfE betrachtet werden, sind vielfältig und umfassen innovative Lösungen zur Flexibilisierung und Sektorenkopplung, digitale Plattformlösungen und klassische Technologien der Energiewende. In den folgenden Projekten der FfE werden Geschäftsmodelle als integraler Forschungsbestandteil mitgedacht:

Durch die Einbettung in Forschungs- und Umsetzungsprojekten werden nicht nur die zu analysierenden Geschäftsmodelle, sondern auch verwendete Methodiken und Tools ständig auf die Probe gestellt und weiterentwickelt. Insbesondere die zielgerichtete Einbindung von Partnern aus Industrie und Wirtschaft in den Projekten der FfE hat den großen Vorteil, die erarbeiteten Inhalte in Bezug auf ihre Praxistauglichkeit zu bewerten und somit den Bogen von Wissenschaft zur Praxis zu spannen.

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